Ein Gedicht zur Jahreszeit (November)

Herbstblut

Das Herbstblut tropft
und grünes Blattwerk
färbt sich dunkelrot.

Die Adern sind verstopft.
Gar bald schon ist es tot.

Noch leuchtet es in wilder Glut
und klammert sich ans Leben,
trotzt Stürmen und der Regenflut.
Es will sich nicht ergeben.

So leuchtet es im letzten Schein
der tiefen Abendsonne.
Erinnert mich an roten Wein
und manche Sommerwonne.

Der Herbst ist wund.
Er wird im Kampf des Jahres unterliegen.
Er treibt es bunt.
Doch letztlich wird der Winter ihn besiegen.

In diesem Kampf wird jedes Jahr
erneut sein Blut vergossen.
Doch bleibt es, wie es immer war:
Die Rückkehr ist beschlossen.

2 Gedanken zu „Ein Gedicht zur Jahreszeit (November)“

  1. Wie immer sehr treffend beobachtet und in schöne Verse gegossen. Warum aber gar so düster, liebe Renate? Vielleicht mag ich im Moment nicht so viel von vergossenem Blut hören – die Weltlage und eine traurige Lektüre sind bestimmt Schuld daran. Aber ja doch, auch dieses Gedicht nimmt zum Glück eine hoffnungsvolle Wende. Und der letzte Satz: „Die Rückkehr ist beschlossen.“, ist der schönste Satz im ganzen Gedicht – für mich wohlgemerkt. Da klingt doch wieder dein alter Wortwitz durch.

  2. Ein bisschen gruselig ist es schon! Aber eben auch passend zum Wetter und zu meinen Herbstgefühlen.
    Dafür gibt es bestimmt einen Aufheller im Dezember, werden doch von da an die Tage wieder länger.

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