Ein Gedicht zur Jahreszeit (Mai 2024)

MAI (für Romantiker)

Mai – der Bel Ami unter den Monaten.
Jung und beschwingt tändelt er durch das leuchtende Land.
Duftend nach zart gebräunter Haut
und dem süßen Geruch von Maiglöckchen.

Hell leuchten seine grünen Augen und er summt,
was ihm die Vögel am Morgen vorsangen.
Freigiebig wirft er mit Blumen um sich –
und spottet der griesgrämigen Eisheiligen.

Er nährt sich von frischem Spargel und Liebesschwüren,
bevor er dem Juni weicht.

MAI (für Realisten)

Weiß nicht, wie soll ich mich jetzt fühlen:
Mal ist’s zu kalt. – Mal ist’s zu heiß…
was soll ich in Gefühlen wühlen,
wo ich von Liebe kaum was weiß?

Die Welt ist so veränderlich geworden:
mal Sonne – und dann wieder Sturm von Norden.
Ist das der Mai? Was meinen Sie?
Auch ich weiß nie: Nu rin mit de Kartoffeln?
                                    Oder raus aus de Kartoffeln?
Oder wie ?!

Mir scheint, die ganze Welt will kopulieren.
Wer keine Liebe hat, lacht sie sich an.
Auch ich würd gerne jemanden verführen…
dazu fehlt mir nur eins: der richtige Mann!

Ein Gedicht zur Jahreszeit (April 2024)

April! April! – Ein Sex-Gedicht

Über eines Baumes Krone
flog die Biene mit ´ner Drohne;
denn sie wollte ihm gestatten,
sie zwecks Nachwuchs zu begatten.

Sie war Jungfrau – und das Lieben,
fand sie, würde übertrieben:
„Meine errogene Zone
interessiert ihn nicht die Bohne!
Also geht’s für mich auch ohne!“

Sodann gab sie ihm ein Zeichen:
1x würd´ für immer reichen!
und ließ sich nicht mehr erweichen.

Also hat die arme Drohne
nichts als Hohn und Spott zum Lohne.
Denn, wenn „Sie“ partout nicht will,
sagt sie nur:“April! April!“

Und die Biene?
Die flog mit verkniffner Miene
heim zum Stock.
Hat kein` Bock.
Legt nun jeden Tag – oweia –
unermüdlich Bienen-Eier.

Und was lehrn uns diese Sachen?
Sex muss beiden Freude machen!

 

 

Ein Gedicht zur Jahreszeit (März 2024)

Winter ade!

Die Meisen kommen wohl in Hochzeitslaune?
Ihr „Pinkepink!“ klingt lustig durch den Garten.
Die weißen Märzenbecher blühn am Zaune.
Mir scheint, sie können auch kaum noch erwarten,
dass endlich weicht das trübe Wintergrau,
dass warm die Luft wird und der Himmel blau.

Ganz vorwitzig die gelben Winterlinge.
Sie sammeln sich zur Anti-Winter-Demo
und wuseln durch den Garten guter Dinge,
als wären sie im Stadtpark von San Remo.

Ein Lungenkraut, es atmet frische Luft
und wird dabei so überraschend blau…
Die Lenzrosen verströmen leisen Duft…
Und wer noch immer: „Ich will Skifahrn!“ ruft,
der ist von gestern! Das weiß ich genau!

Ein Gedicht zur Jahreszeit (Februar 2024)

Varnekal der Tiere?

Vertauscht

Schlindbleichen und Ningelrattern
das sind keine Schlapperklangen.

Miebelkrücken, Flimmerziegen
kann man nur mit Mühe fangen.

Bolzhirnen und auch Bolzhöcke
gibt es nicht in meinem Garten.

Maubleisen und Kotrehlchen
kannst du eher dort erwarten.

Verkehrtes Schicksal

Eine kleine Flimmerziege
landete auf Rasennücken,
fand das Plätzchen zum Entzücken:
Fast so leich wie auf ner Wiege!

Dann kam eine Miebelkrücke,
machte ihr das Strätzchen pleitig,
schimpfte: „Dach dich nicht so micke!“
Schickte sie nach anderweitig…

Was sie beide sehr verdutzte
war,
als Mensch dann Nand behutzte!

Ein Gedicht zur Jahreszeit (Januar 2024)

Dauerfrost

Der Ostwind bläst den Himmel nackt.

Das Holz der alten Bäume knackt.

Die Sonne scheint, doch ohne Wärme.

Die Kälte kriecht bis in die Därme.

Im Garten friert es Stein und Bein.

Ich möchte jetzt kein Vogel sein.

Ein Januar so ohne Schnee –
doch Dauerfrost – ja, das tut weh!
Wohl dem, der nun zu essen satt
und ein beheiztes Zimmer hat!

Ein Gedicht zur Jahreszeit (Dezember 2023)

Hoffnung

Der Winter sät Schnee,
streut ihn weit und breit.
Wohin ich auch seh,
ist alles beschneit.

Schnee wächst auf dem Feld.
Schnee wächst auf den Bäumen.
Wenn Mondlicht drauf fällt,
scheint alles zu träumen:

Von Nächten so lau,
von Tagen voll Licht.
Der Himmel so blau
und ohne Gewicht…

Noch ist es ein Traum.
Und doch – jedes Jahr –
erst merkt man es kaum,
wird dieser Traum wahr.

Ein Gedicht zur Jahreszeit (November 2023)

Das graue Haus

Still steht es da – das graue Haus –
mit gilbverhängten Scheiben.
Niemand geht rein – niemand geht raus …
Es sieht so gottverlassen aus.
Wer wollte dort auch bleiben?

Stumm steht es da – das graue Haus –
mit Zimmern ohne Lachen.
Kein Sterbenswörtchen klingt heraus,
kein Flüstern und kein Wortgebraus,
die es lebendig machen.

Es steht seit Jahren still und stumm.
Die Öffnungen verschlossen.
Wer darin haust? Ich gäb was drum,
wenn ich es wüßte! Ach, wie dumm!
Wüßt´ ich´s, wär ich verdrossen!

Denn, kenn ich sein Geheimnis nicht,
kann vieles offen bleiben:
Warum brennt nachts dort manchmal Licht?
Und welch verschwommenes Gesicht
schien hinter trüben Scheiben?

Das graue Haus – es steht so nah –
und ist mir doch so ferne.
Seit ich´s zum ersten Male sah,
ist sein Geheimnis immer da.
Darum seh´ ich es gerne.

Ein Gedicht zur Jahreszeit (Oktober 2023)

Birkenmär

BETULA fliegt um das Haus
   und kriecht in alle Ritzen.

Ich stell‘ ihr nach,
feg sie hinaus – und weiß:
Es wird nichts nützen.

Denn ihre Scharen sind Legion
und schon ein Hauch
trägt sie davon …

Wenn alle Wurzeln schlagen –
das könnt ich nicht ertragen!
Dann hätte ich ein Birkenbett
und läg‘ im Birkenwald – wie nett!

Ich könnt aus ihnen Besen binden …
und Boote bau’n aus ihren Rinden.
Zu trinken gäb’s nur Birkensaft …
(gibt meinem Haar ganz neue Kraft)

Und mit der Zeit, 
da würd‘ es grün
und weiß mein Leib …
So geht dahin das alte Weib –
wird birkenjung zur Frühlingszeit …

Wenn BETULA fliegt um das Haus, 
dann kehr‘ ich oberflächlich aus …

Könnt‘ sein – mein Märchen würde wahr
in diesem oder jenem Jahr …

Ein Gedicht zur Jahreszeit (September 2023)

Das Wandern

Das Wandern ist des Müllers Lust –
bei weitem nicht die meine!
Ich krieg beim Wandern immer Frust
und meistens müde Beine.
Doch heute – ja das war der Clou –
kam eine Blase noch dazu!
Da hab ich nicht lang nachgedacht
– nein, nicht einmal an Kosten –
hab einfach höhnisch aufgelacht
und hängt´ sie an den Pfosten,
die Treter, die mich so gequält!

Mein Foto dir davon erzählt…

Ein Gedicht zur Jahreszeit (August 2023)

Blauhilde

Was? Ihr kennt nicht die Blauhilde,
die so super klettern kann?
Sie ist eine ziemlich Wilde –
und entzückt doch jedermann.

An der Stange – ganz speziell –
zeigt sie ihr Geschick sehr schnell:
Windet sich und spreizt enorm,
dabei bleibt sie stets in Form.

Auch mein Mann ist sehr entzückt,
wenn er sie so rank erblickt.

Oh, das Girl will ganz nach oben!
Steht nun in des Lebens Blüte.
Hat Geschmack! Das muss man loben.
Ist ein Blaublut erster Güte.

Ja, ihr guter Ruf , der bleibt.
Auch wir hörten diese Kunde.
Wenn sie weiter Früchtchen treibt,
ist sie bald in aller Munde.

Wir genießen – auch für’s Gießen –
bald zum Lohne: Hilde, unsre Stangenbohne.