Altweibersommer
Sommer für die alten Weiber.
Wärmen wohlig ihre Leiber
leicht geschürzt, um sich zu aalen,
in den milden Sonnenstrahlen.
Spinnen nun Gedankenfäden.
Lassen ihre Worte schweben,
die sie zu Gedichten weben.
Fein gesponnen. – Nicht für jeden.
Wer sie einfängt wird sich fragen:
Was soll dieses Zeugs mir sagen?
Kleben mir selbst im Gesichte.
Dabei mocht ich nie Gedichte!
Nun, dann schick sie in das Blau
weiter, um den alten Knaben
aufzufinden, der sie haben
will – die Sommer-Spinnen-Frau!
Man sieht’s an Renis Reimerei:
das Gartenjahr ist fast vorbei.
Der Sommer ist passé im Nu,
da bleibt mein Laptop meistens zu.
So musste ich auf ein Mal lesen,
was ist im Garten losgewesen.
Nun zieh ich’s mir in Ruhe rein,
es wird mir ein Vergnügen sein!
Wieder mal ein Gedicht voll Poesie und vor allem viel Humor. Mir gefällt die leise Selbstironie – schließlich sind wir doch „die alten Weiber“, die ihre Gedichte spinnen, ob sie nun allen gefallen mögen oder nicht. Ich habe das Gedicht mit großem Vergnügen gelesen. Hier gibt es keine falschen Töne, keine überspannte Naturpoesie, keine Gemeinplätze und abgedroschenen Phrasen. Renate findet immer wieder neue, überraschende Bilder für das, was sie selbst in der Natur sieht, für das Besondere im Alltäglichen. Das zeigt sich auch in dem wunderbaren Foto. Mich erinnert es an kostbare Juwelen. Zum Ausgang des Sommers schmückt sich die Natur noch einmal für uns. Aber man muss auch ein Auge für solche Bilder haben, muss sie finden können. Vielen Dank!
Für mich eines deiner besten Gedichte! Ich liebe die Doppeldeutigkeiten und feinen Anspielungen.