Herbstfest
Die Birke hüllte sich in goldne Schleier .
Die Eiche steht steif da in dunklem Braun .
Exotisch kommt der Ahorn heut zur Feier :
In Purpurrot , wie manche späten Frau´n .
Etwas zerzaust in Blassgrün ist die Linde .
Sie lächelt leicht verlegen und auch matt .
Der Wind , er koste nicht nur ihre Rinde …
Er zupfte auch vom Zweig so manches Blatt .
Die Buche , diese strenge Gouvernante ,
trägt Silbergrau und Altgold – sehr gediegen .
Erinnert sich an stürmische Bekannte
aus ihrer Jugendzeit – und guckt verschwiegen .
Nur zwei verkahlte Fichten flüstern leise
von ihrer alten – und der neuen Jugend .
Sie sind vor Neid ganz grün – und nicht sehr weise :
Wer Nadeln hat , bewahrt leicht seine Tugend !
Nun bläst der Wind sein Lied : Auf , auf zum Feste !
Und wirbelnd hebt er an , der Blätterreigen .
Und eifrig wiegen sich im Takt die Gäste …
Ein letztes Mal geschmückt vor´m Winterschweigen .
Wieder ein wunderschönes Gedicht. Liebe Renate – du wirst immer besser! Und das Gedicht spiegelt genau das wieder, was wir auf unserer Rückfahrt vom Spreewald gesehen haben – ein Fest der Farben.
Allein mit den prächtigen Herbstfarben gibt sich Renate nicht ab. Hinter jedem Baum steht eine liebenswerte, ironische oder lustige Bemerkung. Das macht dieses Gedicht-wie die meisten ihrer Reime- so besonders , unverwechselbar. Also gespannt warten auf den gruseligen November, was ihr da so alles einfällt.